Drei Brauerinnen lernen ihr Handwerk in der Pott’s Brauerei

Die Faszination für das Brauhandwerk und die Biervielfalt hat längst nicht mehr nur die Männerwelt erfasst. Auch viele Frauen interessieren sich für das Kulturgut Bier und seine Herstellung.

Sabrina Welz hat kürzlich ihre Ausbildung zur Brauerin und Mälzerin in der Pott’s Brauerei in Oelde abgeschlossen und wurde als Gesellin direkt ins Team übernommen. Sara Auschra befindet sich im zweiten Lehrjahr, Lara Jürgens hat die Ausbildung gerade begonnen. Seit drei Jahren gibt es bei Pott’s also keine männlichen Azubis zum Brauer, sondern Frauen, die den Beruf der Brauerinnen erlernen.

„In der Berufsschule in Dortmund waren wir vier Frauen und 36 Männer. Das ist erstmal ungewohnt, aber wir wurden akzeptiert und waren alle auf einer Ebene“, erzählt Gesellin Sabrina Welz.

„Dass wir jetzt die dritte Auszubildende in Folge haben, war Zufall, wir haben nicht gezielt gesucht. Aber die drei hatten die besten Qualifikationen, das hat einfach gepasst“, sagt Braumeister Peter Wienstroer, der mit seinem Kollegen Daniel Hefele die drei Frauen im Betrieb ausbildet.

Die Vorstellungen von einer Unterteilung in sogenannte Männer- und Frauenberufe sind überholt. Von solchen Klischees wollen die drei Auszubildenden verständlicherweise gar nichts hören. Es sind eher Kleinigkeiten, die zeigen, warum früher fast nur Männer in Brauereien gearbeitet haben.

„Die Ausbildung war zu meiner Zeit körperlich viel anstrengender. Da mussten auch mal 100-Liter-Fässer abgefüllt und bewegt werden. Heute läuft ja vieles maschinell“, sagt Wienstroer, der seit über 40 Jahren bei Pott’s tätig ist.

Gerade dieser Umschwung auf die Technologisierung ist es, der die drei Frauen reizt. Sabrina Welz erlebte 2018 den Umzug der Altstadt-Brauerei ins neu erbaute, gläserne Sudhaus mit neuem Sudwerk, ihrem Lieblingsbereich.

Auschra beschäftigt sich auch gerne mit der Arbeit in der Fassabfüllung: „Obwohl viele Kollegen das nicht so mögen. Aber ich finde es spannend, mich in die Technik reinzufuchsen und mit der ganzen Anlage auseinanderzusetzen.“

Neueinsteigerin Lara Jürgens ist beeindruckt von der Größe des Betriebes: „Hier laufen viele Produktionsschritte maschinell ab, das ist eine spannende Herausforderung. Es ist doch alles viel größer als zuhause.“

Zuhause, das ist die Brauerei Stiefel Jürgens in Beckum. Seit 1680 wird diese heute in neunter Generation von der Familie Jürgens geführt. Die 19-Jährige setzt diese Tradition also fort. Bei Pott’s hat sie die richtige Mischung aus althergebrachtem Wissen und moderner Produktion gefunden, die ihr für die Ausbildungsstelle wichtig war.

Sechs Vorfahren des heutigen Geschäftsführers Jörg Pott haben die 1769 gegründete Brauerei Pott’s geleitet. Seit nun zehn Jahren ist der 39-Jährige am Ruder, hat den Umbau zur Gläsernen Erlebnisbrauerei abgeschlossen.

Vor Corona kamen jährlich rund 20.000 Gäste nach Oelde, um sich die Brauvorgänge aus nächster Nähe anzusehen. Bei einer solchen Führung ist die Lünerin Sara Auschra auf den Geschmack gekommen.

Ursprünglich im sozialen Bereich tätig, wollte die 27-Jährige unbedingt noch ein Handwerk lernen. „Bei der Führung und Verkostung habe ich mich dann in die Pott’s Brauerei verliebt“, sagt sie lachend.

Die Liebe zur Brauerei, zum Bier und zu den handwerklichen Prozessen eint die drei jungen Frauen.

Um diese Passion auch ausleben zu können, bietet die Pott’s Brauerei ihren Auszubildenden zukünftig gegen Ende der Ausbildungszeit die Möglichkeit, im Brauatelier – der hauseigenen Experimentalbrauerei –  ein Bier nach eigenem Rezept zu brauen, das dann exklusiv im angeschlossenen Braugasthof „Pott’s Brau & Backhaus“ verkauft wird.

„So wollen wir jungen Menschen die Möglichkeit geben, das Erlernte auch ganz eigenständig in die Tat umzusetzen und die Begeisterung für echte Bierspezialitäten wecken“, sagt Jörg Pott, der die Themen Biererlebnis und Biergenuss in der Brauerei allgemein noch mehr in den Fokus gestellt hat.

Bild v.l. Lara Jürgens, Sara Auschra und Sabrina Welz